Der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen

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27. Januar 2021: Gedenken an die „Euthanasie“-Opfer des Nationalsozialismus erschienen am

Porträt von Herrn Jürgen Dusel Porträt des Beauftragten der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen
Quelle: Henning Schacht

27. Januar 2021: Gedenken an die „Euthanasie“-Opfer des Nationalsozialismus

Liebe Leser*innen des Inklusionsnewsletters,

auch wenn das neue Jahr schon ein paar Tage alt ist, möchte ich Ihnen gerne noch ein glückliches, erfülltes und gesundes Jahr 2021 wünschen! Die Pandemie wird uns leider weiterhin begleiten, aber ich bin überzeugt davon, dass wir mit mehr Optimismus in die Zukunft schauen können.

Meinen heutigen Inklusionsnewsletter erhalten Sie jedoch aus einem traurigen, nachdenklichen Anlass. Heute ist der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Wir gedenken dabei insbesondere der Opfer der „Euthanasie“-Verbrechen der Nationalsozialisten: Der sogenannten Aktion T4 fielen über 70.000 Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen in Deutschland zum Opfer, den Krankenmorden in der Zeit des Nationalsozialismus europaweit über 200.000 Menschen. Darüber hinaus wurden ungefähr 400.000 Menschen zwangssterilisiert.

Man hört viele Kommentare, auch im Internet, Kommentare wie: „Was geht mich das an? Was habe ich damit zu tun? Für mich ist das vergessen.“ Dem können wir nur entgegnen: Es geht uns alle an, immer! Das Gedenken ist wichtiger denn je, es ist aktive Arbeit für unsere Demokratie. Es ist Verantwortung für die Gegenwart und die Zukunft. Denn auch heute sind wir leider immer wieder mit Behindertenfeindlichkeit, Hassrede und auch Ableismus konfrontiert. Besonders in den letzten Monaten hat sich etwas verändert im öffentlichen, im politischen Raum. Die Sprache ist härter geworden, Positionen stehen sich unversöhnlicher gegenüber. Was mich besonders mit Sorge erfüllt, ist, dass es Menschen gibt, die Fakten verdrehen, die Fakten leugnen. Die sich von unserer Demokratie abwenden und teilweise auch politischen Kräften hinterherlaufen, die die scheinbar einfachen Antworten auf die schwierigen Fragen geben. Dem müssen wir etwas entgegensetzen. Die Pandemie darf uns nicht verstummen lassen. Genau deswegen ist inklusives Gedenken wichtiger denn je.

Üblicherweise gedenken viele von uns an diesem Tag gemeinsam, am Ort des Gedenkens an der Tiergartenstraße 4 in Berlin. Von dort aus planten die Nationalsozialisten 1940-1941 die sogenannte T4-Aktion. In diesem Jahr jedoch muss diese Zusammenkunft ausfallen und ich werde nur in stillem Gedenken einen Kranz vor Ort niederlegen. Statt einer Rede habe ich heute früh zudem ein Videostatement veröffentlicht. Den Link dazu finden Sie weiter unten.

Heute Abend möchte ich Sie zudem zu einer weiteren Folge „Salon im Kleisthaus“ einladen, diesmal im Livestream-Talk mit Claudia Roth, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags und dem Pianisten und engagierten Demokraten Igor Levit. Claudia Roth ist besonders für ihren Einsatz für den Schutz von Minderheiten, gegen Rassismus und Diskriminierung und für eine lebendige Erinnerungskultur bekannt. Igor Levit hat im Beethoven-Jahr 2020 mit seinen 32 Beethoven-Klaviersonaten das erfolgreichste Klassikalbum des Jahres aufgenommen. Zudem hat er mit Streaming-Konzerten über Twitter sein Publikum begeistert. Er wird im Livestream auch am Klavier zu hören sein. Schalten Sie gerne um 19 Uhr den Livestream ein.

Die Corona-Pandemie erfüllt viele Menschen mit großer Sorge: um die eigene Gesundheit, um das Wohlergehen von Familie und Freund*innen und um die möglichen langfristigen wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Folgen dieser nie dagewesenen weltweiten Herausforderung. Viele andere Themen treten dahinter zurück. Das ist einerseits verständlich. Andererseits ist es in diesem Jahr vielleicht sogar wichtiger denn je, einmal mehr daran zu erinnern, wozu Hass und Verblendung in letzter Konsequenz führen können. Daher meine Bitte an Sie: Treten Sie für unsere Demokratie ein. Eine Demokratie, die auf Werte gegründet ist. Werte wie Respekt, wie Toleranz, Solidarität und wie auch das Aushalten von Unterschiedlichkeit. Diese Verantwortung erwächst aus unserer Geschichte.

Lassen Sie uns das niemals aus den Augen verlieren.

Herzlich grüßt Sie

Ihr

Jürgen Dusel

Beauftragter der Bundesregierung
für die Belange von
Menschen mit Behinderungen

27. Januar 2021: Videostatement von Jürgen Dusel zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

Heute gedenken wir der Opfer der „Euthanasie“-Verbrechen der Nationalsozialisten. Pandemiebedingt nicht wie sonst gemeinsam versammelt am Gedenk- und Informationsort, sondern in ganz Deutschland verstreut - aber in Gedanken und digital verbunden.

In aller Stille wird Jürgen Dusel einen Kranz am Gedenkort in der Tiergartenstr. 4 in Berlin niederlegen. Von dort aus planten die Nationalsozialisten 1940-1941 im Rahmen der sogenannten „T4-Aktion“ unter direktem Befehl der „Kanzlei des Führers“ die systematische Zwangssterilisierung und Tötung von Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen.

Hier sehen Sie das Videostatement von Jürgen Dusel:

Video mit Originalton, Gebärdensprache, Untertitel für Gehörlose und Schwerhörige und Audiodeskription:

Video mit Dolmetschung in Leichte Sprache und Gebärdensprache:

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Grafik mit Foto des Gedenk- und Informationsorts für die Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Morde in der Tiergartenstraße 4, eine blaue Glaswand. Daneben die Überschrift:Gedenken an die Opfer der „Euthanasie“- (Bild hat eine Langbeschreibung)

Gedenken an die Opfer der „Euthanasie“-Verbrechen im Nationalsozialismus:
Salon im Kleisthaus mit Claudia Roth und Igor Levit

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Grafik mit drei Portraitfotos. Sie zeigen von links nach rechts: Jürgen Dusel, den Behindertenbeauftragten der Bundesregierung, Claudia Roth, Vizepräsidentin des deutschen Bundestags und Pianist Igor Levit. In der Mitte rechts das Logo:Salon im Kleisthaus

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