Der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen

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Sprache prägt unser Denken und schafft Realitäten erschienen am

Porträt von Herrn Jürgen Dusel
Quelle: Henning Schacht

Sprache prägt unser Denken und schafft Realitäten

Liebe Leser*innen des Inklusionsnewsletters,

wie viele von Ihnen wissen, finden in diesem Sommer in Berlin die Special Olympics World Games 2023 statt. Ich freue mich schon sehr darauf, die Wettkämpfe zu verfolgen und bei vielen Veranstaltungen auf Athlet*innen aus der ganzen Welt zu treffen. Für mich wird es dabei nicht nur um den Sport gehen. Denn ich nehme die Spiele zum Anlass in diesem Jahr einen besonderen Fokus meiner Arbeit auf die Teilhabe von Menschen mit sogenannten „geistigen“ Behinderungen in allen Lebensbereichen zu legen. Hierbei wird es unter anderem um den gleichberechtigten Zugang zu Gesundheitsleistungen, die Teilhabe am Arbeitsleben und an Kunst und Kultur gehen.

Nicht erst seit diesem Jahr stelle ich mir die Frage, welche Wirkung die Bezeichnung „geistige“ Behinderung auf Menschen hat. Deshalb habe ich mit Fachleuten aus den Bereichen der Rechts- und Sozial- und Sprachwissenschaften sowie der Pädagogik und Medizin, vor allem aber mit Expert*innen in eigener Sache, ein Fachgespräch darüber geführt, ob die seit den sechziger Jahren verwendete Bezeichnung noch zeitgemäß ist oder ob es eine bessere Bezeichnung braucht. Die Auffassung der Expert*innen in eigener Sache, die den Begriff mehrheitlich als abwertend und stigmatisierend beschreiben, wurde von fachlicher Seite untermauert. Das nehme ich sehr ernst, denn Sprache prägt unser Denken und schafft Realitäten. Und wenn wir auch nicht den einen „richtigen“ Begriff gefunden haben, hat das Gespräch bei mir einen tiefen Eindruck hinterlassen. Ich betrachte es als Auftakt eines politischen Prozesses. Denn eines ist klar: Ein Begriff, der von einem Großteil der so bezeichneten Menschen als diskriminierend empfunden wird, sollte nicht im Gesetz stehen, sondern durch einen besseren Begriff ersetzt werden.

Ein weiteres Thema, das mich beschäftigt, ist der Weltgipfel für die Rechte von Menschen mit Behinderungen (Global Disability Summit), der im Jahr 2025 gemeinsam von Deutschland, Jordanien und dem Dachverband „International Disability Alliance“ (IDA) in Berlin ausgerichtet wird. Zu dem ersten Vorbereitungstreffen, zu dem der jordanische Rat für die Rechte von Menschen mit Behinderungen (Higher Council for the Rights of Persons with Disabilities, HCD) Ende Februar nach Amman geladen hatte, habe ich Staatssekretär Jochen Flasbarth aus dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung begleitet. Alle Beteiligten des Treffens waren sich einig, dass wir mit dem Gipfel konkrete Verbesserungen für Menschen mit Behinderungen auf der ganzen Welt, vor allem auch im globalen Süden, erzielen müssen. Mir war dabei besonders wichtig, die menschenrechtsbasierte Perspektive einzubringen und neben der internationalen Vertretung von Menschen mit Behinderungen auch die Beteiligung nationaler Interessenvertretungen einzufordern.

Noch eine Sache, auf die ich Sie aufmerksam machen möchte, ist die weiterentwickelte Schulbox der „Nummer gegen Kummer“. Dabei handelt es sich um ein Beratungsangebot für hilfesuchende Kinder und Jugendliche in Krisensituationen. Gemeinsam mit der Bundesfamilienministerin Lisa Paus habe ich mich dafür eingesetzt, dass die Schulbox barrierefrei wird. Denn auch Kinder und Jugendliche mit Behinderungen haben ein Recht auf gleichberechtigten Zugang zu Hilfesystemen. Die ersten barrierefreien Schulboxen sind bereits in den Klassenzimmern angekommen. Neben Infokarten und Flyern zu den Beratungsangeboten enthält jede Box auch Stickerbögen und Armbänder mit Brailleschrift. Unter http://www.nummergegenkummer.de/materialien stehen die dazugehörige Handreichung mit zwei Unterrichtseinheiten sowie Arbeitsblätter für Lehrkräfte an Förderschulen und Schulen des Gemeinsamen Lernens zum kostenlosen Download zur Verfügung. Hier findet sich auch das Bestellformular für (Nach-)Bestellungen.

Außerdem habe ich noch einen Kulturtipp für Sie, den Sie vom heimischen Sofa aus genießen können: Im Rahmen der Internationalen Filmfestspiele Berlin haben wir am 22. Februar gemeinsam mit der Deutschen Kinemathek ein Fachgespräch mit dem Titel „Filme für alle - Fokus Untertitel und Gebärdensprache“ durchgeführt. Moderiert hat das Gespräch mit vielen schwerhörigen und tauben Expert*innen und einem interessierten Publikum die großartige Iris Meinhardt vom Bayerischen Rundfunk. Nun steht Ihnen die Aufzeichnung mit Verdolmetschung in Gebärdensprache und Untertitel zur Verfügung. Schauen Sie doch einfach mal rein: Die Aufzeichung finden Sie hier auf meiner Homepage. Ein Erkenntnisgewinn nicht nur für Filmemacher*innen und Untertitel-Profis.

Last but not least möchte ich Sie auf mein persönliches Highlight in dieser Woche hinweisen:

Der „Salon im Kleisthaus“ geht in die nächste Runde. Am 16. März um 19 Uhr können Sie live im Babylon dabei sein. Ich freue mich schon sehr darauf, die Berliner Autorin und Kolumnistin Lea Streisand auf der Bühne begrüßen zu dürfen und mit ihr über Kunst, Kultur, Demokratie und Teilhabe zu sprechen. Für die musikalische Begleitung sorgt an diesem Abend die Band Zuckerklub. Lea Streisand ist eine präzise Beobachterin der Menschen und ihrer Geschichten in Berlin. Bekannt ist sie als radioeins-Kolumnistin mit ihren „War schön jewesen - Geschichten aus der großen Stadt“. Selbst in der Hauptstadt aufgewachsen hat die Autorin ein feines Gespür für die Absurditäten des Lebens. Letztes Jahr ist ihr dritter Roman erschienen mit dem Titel „Hätt` ich ein Kind“. Die Berliner Autorin besticht mit ihren offenen Worten und ihrem Humor in ihren Texten und auch auf der Bühne.

Die Band Zuckerklub ist die perfekte Ergänzung. Marlen Pelny und Chio sind selber Literat*innen. Marlen Pelny startete als Lyrikerin und hat 2021 ihren ersten Roman „Liebe/Liebe“ veröffentlicht. Chio ist gelegentlich auf Berliner Lesebühnen zu erleben. Mit ihrem poetischen deutschsprachigen Indiepoprock sind Zuckerklub eine feste Größe der Berliner Indieszene. Lea Streisand ist Fan von Zuckerklub und nennt ihre Musik schönsten Isolationistenpop.

Sie dürfen sich also auf einen äußerst spannenden und poetischen „Salon im Kleisthaus“ am 16. März im Babylon freuen.

Es werden eine Verdolmetschung in Leichte Sprache und Gebärdensprache sowie Audiodeskription für blinde Menschen, Live-Schriftdolmetschung und Induktionsschlaufen für schwerhörige Menschen angeboten. Der Kinosaal ist zugänglich für Menschen, die einen Rollstuhl nutzen.

Der Eintritt ist frei. Tickets müssen bitte hier reserviert werden: babylonberlin.eu.

Ich freue mich darauf, viele von Ihnen am Donnerstag zu sehen.

Herzliche Grüße

Ihr
Jürgen Dusel
Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen

Neue Schulbox der „Nummer gegen Kummer“ für junge Menschen mit Behinderungen

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Filme für alle - Fokus Untertitel und Gebärdensprache

Am 20. Februar luden der Beauftragte und die Deutsche Kinemathek zum Fachgespräch im Rahmen und mit freundlicher Unterstützung der Internationalen Filmfestspiele Berlin.

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Salon im Kleisthaus: Jürgen Dusel im Gespräch mit Lea Streisand

Freuen Sie sich auf eine neue Folge „Salon im Kleisthaus“ am 16. März von 19:00 bis 20:15 Uhr im Babylon, Rosa-Luxemburg-Straße 30, 10178 Berlin.

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Grafik mit Portraitfotos des Behindertenbeauftragten der Bundesregierung, Lea Streisand und Zuckerklub. Darunter das Logo „Salon im Kleisthaus. Eintritt frei, barrierefrei“ und dem Text: Live im Babylon, 16. März 2023.

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